PU in der sozialen Umwälzung?
„Du bist mir zu schnell!“ – Diesen Satz habe ich schon oft von einer Frau zu hören bekommen, wenn ich sie verführen wollte. Obwohl der Kuss und mehr zustande kam, war dies meist nur ein kurzer Rausch bei ihr. Nach ein paar Momenten des Nachsinnens gelang es ihr oft nicht, weiterzufolgen. Das „zu schnell“ bezog sich auf mangelnden Rapport und zu frühen Sex.
Als Beispiel möchte ich meine Erfahrungen in der Salsa-Szene anführen. Dort haben sich die sozialen Strukturen in den letzten Jahren stark verändert. Die Salsaszene ist eine recht junge Szene,wenn man 20 Jahre als jung bezeichnen mag. Doch so wie sie zu Beginn war, ist sie heute nicht mehr. Die ehemalige Offenheit der Menschen untereinander hat sehr gelitten. Auch ist der Altersdurchschnitt auf Salsaparties im Allgemeinen höher als auf Disco-Parties. Die Szene wächst halt mit.
Da Salsa ein erotischer Tanz ist, der die Gefühle der Menschen erregt, sorgt diese Euphorie dafür, dass man auf Salsaparties von einer „nicht realen Welt“ spricht. Dennoch „suchen“ viele Menschen geradein dieser irrelaen Welt einen Partner oder eine Partnerin. Viele Frauen besuchen die Parties, um einen Mann zu finden, sowie viele Männer dort eine Frau finden wollen. Hinzu kommt, dass der Tanz und die aufreizende Kleidung der Tänzerinnen viele Männer anzieht, die sich alsbald als sogenannte Baggerer entpuppen. Animiert durch die Frauen, rennen sie jedem Rock hinterher. Für gefrustete Frauen gibt es Listen über Salsa-Parties, bei denen der Baggerfaktor ausgewiesen ist. Für entspanntes Tanzen en scheinbar wichtiges Argument.
Nun, kommen wir zurück zur eigentlichen Sache. Waren die Männer also früher teils Tanzpartner, teils Mann, so ist dies heute nicht mehr so. Begegnete man früher einem Mann, bzw. Tänzer noch mit Offenheit, so ist dies heute nicht mehr der Fall. Beispiel: Eine Frau tanzt mit einem Mann. Sie genießt den Tanz mit ihm und er sichtlich auch. Das Tanzen verbindet sie und es entstehen gemeinsame Gefühle, die sich in Nähe äußert. Doch nun kommt der Punkt. War die frau früher offen für die Gefühle des Mannes (und konnte dies noch als positives Zeichen betrachten), so steht sie heute den Gefühlen des Mannes nicht mehr so offen da. Meist ist es der Mann, so zu beobachten, der sich an die Frau „ranschmeißt“. Anstatt darauf zu vertrauen, dass das erlebte Tanzgefühl das seinige zu einer Anziehung beiträgt, beginnt der Mann zu baggern. Die Frau hingegen ist sich uneins und beendet dann oft das Tanzen mit diesem Mann. Nicht, dass sie es nicht genossen hat, doch sie kann sich nicht für diesen Mann „entscheiden“. Interessanterweise sieht man sie anschließend schnell wieder auf der Tanzfläche, diesmal jedoch mit einem anderen Mann (ihres Herzens?). Hier entsteht nun das gleiche wie im vorigen Fall. Sie tanzt eine Weile und wenn es gut ist, beginnt der Mann an zu baggern. Die Frau verabschiedet sich und nach einer Weile sieht man sie mit einem weiteren Mann auf der Tanzfläche, in intimen Bewegungen und mit oft geschlossenen Augen genießend. Doch wenn man denkt, dass dieser Herr nun der erfolgreiche Don Juan sei, so sei auch hier festgestellt, dass selbst dieser wiederum in ein paar Minuten oder Tänzen abgelegt wird, sobald er zu baggern beginnt oder, wenn er dies nicht tut, weiter bekuschelt wird, bis die Frau genug hat und geht.
Interessanterweise gehen solche Frauen alleine auf Parties und auch alleine wieder nach Hause, obwohl sie auf der Party fortwährend Signale setzten, die die Männer animierte, sich der Frau zu nähern, bzw. sie zu umwerben. Manchmal kommen sie aus ihren Familien oder Lebensgemeinschaften, die sie auch nciht verlassen wollen, nur um einmal eine Art internen Seitensprung zu erleben. Doch das ist ja auch legitim. Letztlich geht es mir hier um das Verhalten der Männer.
Ich bin der Überzeugung, dass das verhalten der Männer in den letzten Jahren stark beeinträchtigt wurde.Und zwar durch die rigide Art der Frauen, auf die vorher genannte Art und Weise die Männer zu erziehen. Waren Männer in den Anfangszeiten von Salsa noch begehrt, wenn sie tanzen konnten und auch begehrt aufgrund ihrer Männlichkeit, wird dies heute schon stark getrennt. Ist man als guter Tänzer bei den Frauen gefragt, heißt dies noch lange nicht, dass diese eine persönliche Bindung zu diesem Tänzer eingehen würden. Er ist reine Funktion. Sein Können ist gefragt, nicht seine Persönlichkeit.
Dies hat zur Folge, dass der Mann unzufrieden wird. Er kommt ja auch mit Bedürfnissen auf eine solche Party. Er ist Mensch und kann seine Menschlichkeit nicht hinter dem Tanzkönnen verstecken, bzw. diese Bedürfnisse unterdrücken. Hinzu kommt, dass Tänzer oft eine schlechte Kommunikation haben. Gute Salsatänzer haben entdeckt, dass sie gefragt sind und wenig dafür tun müssen, mit Frauen in Kontakt zu kommen. Eben ihr Tanzkönnen (diesmal gedacht positiv) sorgt dafür, dass sie nicht viel reden müssen. Fordern sie eine Frau auf, ist diese ot froh, mal wieder „richtig“ tanzen zu dürfen. Dass ein Vorteil aber meist auch ein Nachteil ist, zeigt sich an der geringen Kommunikation der Tänzer. Fragt man mal einen Tänzer, wieviel Männernamen er denn kennt, so muss er meist passen. Auf die Frage nach Frauennamen hingegen plaudert er ohne Ende. Würde er nicht tanzen können, müßte er, wenn er Kontakt bräuchte, mit der Frau in Worten kommunizieren, anstatt, wie hier, mit tänzerischen Bewegungen.